Entdeckung der Dominanz - Leseprobe
Ein bisschen fühle ich mich an die Szenen aus dem Film „Das Schweigen der Lämmer“ erinnert, als ich mit Ewa und Seiyoua durch die Korridore im Keller stolziere. Es ist ein altes Gebäude, in dem es nach frischer Farbe riecht – und irgendwie nach Sünde. Das behauptet jedenfalls Ewa, die vor mir geht und sich zu mir umdreht.
Den gesamten Kellerbereich des Gebäudes hat die Baronesse renovieren und ausbauen lassen. Das U-förmige Gemäuer erinnert mich auch ein bisschen an meine alte Schule: cremefarbene Wände, dunkelgrüne Türen, hohe Decken.
Echos von zuschlagenden Türen und klappernden Absätzen hallen durch die Gänge. Ich werde zu einem kleinen Zimmer eskortiert, das man für meine nächste Prüfung auserkoren hat. Das Mobiliar besteht aus einem zerkratzten Tisch mit eingeritzten Obszönitäten sowie zwei Stühlen und einer Sitzbank an der Wand. Metallhaken sind auf der Tischplatte befestigt, offensichtlich dafür gedacht, die Gefangenen während der Vernehmung zu fixieren.
Die Baronesse erwartet mich bereits. Noch immer trägt sie das elegante Kostüm vom Diner. Eine Weile steht sie reglos vor dem Tisch und mustert mich. Sie nickt zustimmend, nimmt dann auf der an der Zellenwand befestigten Holzbank platz und schlägt das linke Bein über das rechte. Zwischen Zeige- und Mittelfinger ihrer rechten Hand steckt eine Zigarette mit einem langen, gläsernen Mundstück. Mit einer knappen Bewegung dieser Hand weist sie mir einen Stuhl hinter dem Tisch zu, auf der Seite, an der keine Haken in die stabile Platte eingelassen sind.
Ich atme erleichtert auf, setzte mich und stütze die Unterarme auf dem Tisch ab. Mehrfach muss ich die Sitzposition wechseln. Zuerst denke ich, es läge an der glatten Latexwäsche, aber der Grund dafür ist äußerst trivial: Die Stühle sind hart und höllisch unbequem. Ich rutsche mit dem Po hin und her und weiß kaum, wie ich sitzen soll.
Erwartungsvoll sehe ich die Baronesse an.
Fotos von ihr habe ich bereits einige in meinen Frauenzeitschriften gesehen. Da sah man immer eine frische, gut gekleidete, attraktive Frau mit einer modischen Frisur. In Wirklichkeit ist sie darüber hinaus von einer Aura umgeben, in der ich eine über allem stehende Noblesse erkenne.
„Wie mir gesagt wurde, bist auf dem besten Weg, Teil meines Teams zu werden!“, sagt sie in einem ruhigen Ton und drückt einen Klingelknopf an der Wand, worauf ein Mann von zwei schwarz uniformierten Frauen hereingeführt wird.
Ich sehe die beiden jungen Damen zum ersten Mal. Aufgrund ihrer Lederuniformen nehme ich an, dass sie als Wärterinnen angestellt sein müssen.
Der muskulöse Mann ist fast nackt. Seine Scham ist mit einem schwarzen Tangaslip bedeckt, mehrere Lederriemen sind um seinen Körper gezurrt, Fuß- und Handgelenke mit Stahlfesseln versehen. Sie lassen ihm kaum Bewegungsfreiheit, und er ist gezwungen, mit kleinen Schritten in Richtung des Stuhls auf der anderen Seite des Tisches zu tippeln, dorthin, wo die Haken eingelassen sind. Ein schwarzer Stoffsack verhüllt seinen Kopf, wie bei einem Verbrecher, der zu seiner Hinrichtung geführt werden soll.
Unsanft wird er auf den Stuhl gedrückt. Danach verlassen die beiden geheimnisvollen Schönheiten den Raum und die Baronesse ergreift wieder das Wort:
„Ich möchte dir Adam vorstellen, meinen persönlichen Leibwächter!“
Die Hand mit der Zigarette weist nonchalant in Richtung des schweigend auf dem Stuhl sitzenden Mannes.
„Adam ist gebürtiger Pole und hat sich früher einmal als Schwarzarbeiter und Tagelöhner verdingt. Vor etwa vier Jahren bin ich zufällig auf ihn aufmerksam geworden und habe ihn buchstäblich von der Straße aufgelesen. Er war vollkommen mittellos und besaß nicht mehr als die zerlumpte Kleidung, die er an seinen schmutzigen Leib trug. Trotzdem habe ich sofort seine Talente erkannt, ihn bei mir aufgenommen und danach zu meinem gehorsamen Leibwächter und Vertrauten abgerichtet. Er hat sich mir bedingungslos unterworfen. Ist es nicht so, Adam?“
Der Kopf unter der Maske nickt.
„Adam ist von Geburt an stumm, was meinen Vorstellungen von einem verlässlichen und verschwiegenen Beschützer entspricht. Er hat schon mehrfach bewiesen, dass er mir treu ergeben ist. Sogar sein Leben hat er schon für mich riskiert. Ich weiß, dass er, falls nötig, sogar für die Herrin sterben würde.“
Nach diesem Satz steht sie auf und schlendert zu dem Mann, der kaum das Gleichgewicht auf seinem wackeligen Stuhl halten kann. Sie zieht an der Zigarette und inhaliert den blauen Dunst, der kurz darauf aus ihren geöffneten Lippen wieder aus ihrem Mund entweicht, stellt sich hinter ihn und legt die Hand auf seine kräftige Schulter.
„Sieh nur, wie kräftig er ist und was für Muskeln er hat! Er ist mir an Körperkraft bei weitem überlegen, frisst mir aber dennoch wie ein Hund aus der Hand!“, sagt sie zufrieden lächelnd und streift dabei mit ihren Fingernägeln über die angespannten Bizeps. „Ich liebe diesen Körper! Er hat sich für die Herrin alle Körperhaare dauerhaft entfernen lassen. Behaarte Männer erinnern mich immer an Affen, und wer von uns will schon einen Affen im Bett haben?“
Langsam, ja zärtlich, streicht ihre Hand weiter über seinen Arm. Ich bemerke, dass sich Gänsehaut auf Adams Oberkörper bildet.
„Was meinst du, wie ich diesen einst groben Rohdiamanten solch einem brillanten Sklaven schleifen konnte?“
Ich zucke mit den Schultern und blicke auf den Sack, der über seinen Kopf gezogen ist.
„Es ist seine Dankbarkeit dafür, dass ich ihm die Chance gegeben habe, das zu werden, was er jetzt darstellt!“, beantwortet sie ihre Frage selbst und legt eine Hand dorthin, wo sich ein kräftiges Kinn unter dem Stoffsack abzeichnet; die andere Hand wandert über seinen Nacken und dann über die Brust.
Adam erinnert mich an Statuen antiker Götter. Ähnlich ist sein Körper, hart und glatt wie Marmor. Tatsächlich kann ich nicht ein Körperhaar an ihm erkennen. Jedoch zieren mehrere Narben seine Brust, den Rücken und die Schulter.
Ich nicke zustimmend.
Wie zur Bestätigung meiner Gedanken zieht sie an einem der kräftigen Lederriemen, die als Körperharnisch um seine Brust, Schultern und Unterleib gespannt sind.
„Er trägt die Narben wie Auszeichnungen. Ich habe ihn damit als meinen Besitz gekennzeichnet, so wie ein Stier das Brandzeichen eines Farmers trägt.“
Schweigend fährt sie mit der Handfläche über seinen Kopf. Dann greift sie blitzschnell erneut unter das Kinn und zieht ihn schroff zu sich nach hinten.
„Adam kam als armer Schlucker zu mir, bäuerlich und verdreckt. Heute ist er gepflegt, gebildet, kultiviert und ein Prachtbild von Mann. Er ist so wohlhabend bei mir geworden, dass er seine Eltern und Geschwister in ihrem Dorf in Ostpolen problemlos unterstützen und ihnen ein Leben in relativem Wohlstand finanzieren kann. Zusätzlich findet er in mir eine Herrin, die seine tiefsten sexuellen Wünsche erfüllt. Er ist ein Auserwählter, einer der wenigen Männer, die ich in meiner Nähe dulde!“
Ein Grinsen umspielt für eine Sekunde ihre vollen Lippen, dann drückt sie ihre Zigarette direkt über der linken Brustwarze des Mannes aus.
Fassungslos, gleichzeitig ergriffen verfolge ich, wie sich die Glut der Zigarettenspitze knisternd in die Haut des Mannes frisst und dort erlischt.
Kurz darauf öffnet sich erneut die Tür, und Aimée tritt herein. Sie hat wie ihre Herrin die Garderobe vom Abendessen anbehalten, trägt aber zusätzlich zum Minikleid jetzt eine schwarze Latexmaske, die ...